Frühlingsgefühle am Velentinstag

14.02.2019

Der Februar ist da, mit letztem Schnee und ersten Knospen. Nach langem Winterschlaf regen sich die ersten Frühlingsgefühle und der Valentinstag regt zu Romantik oder auch Kitsch an. 

Denke ich an die Liebe...

...denke ich - der westlichen Romantik sei Dank - zuerst an die romantische Paar-Beziehung, inklusive Weichzeichner, Geigenmusik und Schmetterlingen im Bauch. Recht schnell kommt dann die Vorstellung der familiären Liebe und der Liebe in Freundschaften hinzu, mit all ihren unterschiedlichen Ausprägungen, Formen und Bedingungen. Während ich in meiner Jungend oft eine sehr spezifische Vorstellung davon hatte, wie Liebe aussehen muss und welchen Ausdruck sie finden sollte, haben sich diese Vorstellungen glücklicherweise mit den Jahren aufgeweicht und verändert.

Seitdem ich mich mit den buddhistischen Lehren beschäftige und versuche diese in meinem Alltag umzusetzen, hat sich mein Verständnis von Liebe und ihrer Ausdrucksformen noch erweitert. Dabei klang zu Beginn der buddhistische Klassiker "Zum Wohle aller Wesen" für mich sehr idealistisch und abstrakt. Bin ich - mit all meinen Unvollkommenheiten, Beschränkungen und Traumata - überhaupt zu so einer bedingungslosen und umfassenden Liebe fähig? Was für ein unerreichbares Ideal - vielleicht genauso, wie den perfekten Partner zu finden 😉

Dabei ist die Liebe ...

... sehr unterschiedlich in ihrer Erscheinungsform und kann auf verschiedene Weisen zum Ausdruck gebracht werden. Ross Chapman beschreibt beispielsweise in seinem Buch "The five love languages" fünf Sprachen, mit denen wir Liebe senden und empfangen können. Durch Lob und Anerkennung, durch gemeinsame Zeit, durch Geschenke, die von Herzen kommen, durch Hilfsbereitschaft und durch Zärtlichkeit. Welch eine Erweiterung der Perspektive: Einem Freund zu helfen, ein anerkennendes Wort für eine Kollegin, Zeit für einen Fremden oder Geld für eine Bedürftige - all das kann ein Liebesakt sein.

Im täglichen Ausprobieren dieser kleinen Liebesakte, fühlten sich die Handlungen für mich anfangs etwas unbeholfen oder aufgesetzt an. Aber je häufiger ich bewusst solche Dinge tue und je weniger darüber nachdenke, wie es wohl beim Gegenüber oder Außenstehenden ankommen könnte; je freier ich mich mache, umso voller wird mein Herz. Vielleicht ist Liebesfähigkeit eine Qualität, die wir mit Geduld und Achtsamkeit trainieren können.

Studiere ich die Liebe...

...in buddhistischen Schriften, glaube ich den Begriff der Liebe in dem Konzept von "metta" wieder zu erkennen. Metta wird häufig mit dem Terminus "liebende Güte" oder "Allgüte" übersetzt, erschließt sich mir aber leichter in der Beschreibung als Freundlichkeit, Güte, aktivem Interesse an Anderen, Freundschaft und Sympathie. Vor allem wird mir dabei die Abgrenzung zu dem klassischen, westlichen Begriff der "Liebe" bewusst, der stark mit den Tendenzen des Habenwollens, des Festhaltens und anderen leidvollen Phänomenen verbunden ist.

Was mich besonders an dem Konzept von Metta begeistert, ist, dass es nicht nur ein Meditationsobjekt auf dem Sitzkissen ist, sondern auch eins, dass ich jeden Tag und überall üben kann. Zum Beispiel in dem Moment, in dem ich einer alten Dame im überfüllten Supermarkt nach einem stressigen Arbeitstag begegne und ihr Zeit und Interesse für einen kurzen Plausch schenke. Welch eine Erleichterung, dass Liebe in kleinen Dingen und auf so unterschiedliche Arten möglich ist, dass wir so viel Auswahl haben, wann und wie wir sie zeigen können und wollen.

Happy Valentins-Metta-Day !

Dass Metta zusätzlich als eine der sechs Tugenden (Pāramitā) und als eine der vier himmlischen Verweilzustände (Brahmavihāra) beschrieben wird, bestärkt mich in der Vorstellung, dass Liebe eine Herzensqualität und ein Bewusstsein-Zustand ist, den wir kultivieren und stärken können. Einfach durch Interesse, Freigiebigkeit, Geduld, Freundlichkeit und Wertschätzung - uns selbst und anderen gegenüber.

Daher feiere ich dieses Jahr am 14. Februar mit all meinen Lieben einen fröhlichen Metta-Tag 😊

"Wieviel Liebe hast Du gelebt?"

Diese spannende Frage und inspirierende Impulse rund um das Thema die buddhistische Sprache der Liebe findet man in Werner Heidenreichs Buch "In Achtsamkeit zu einander finden", dass ich als literarische Begleitung durch den Februar empfehlen kann.

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